Cochlea Implant Centrum Ruhr
Mit der Entwicklung des Cochlea Implantats ist es erstmals gelungen, ein Sinnesorgan zu ersetzen und somit ertaubten Menschen, die von einem Hörgerät keinen Nutzen mehr haben, das Hören und somit eine erhöhte Teilhabe am Alltag zu ermöglichen.
Über 5% der Weltbevölkerung ist von einem Hörverlust betroffen, der mit Hilfsmitteln versorgt werden sollte.
Europaweit sind heute mehr als 500.000 hörgeschädigte Menschen mit einem CI versorgt, davon 40.000 in Deutschland; weltweit sind es fast 1 Millionen. Davon sind 40% Kinder (Stand 2023). In den 70er Jahren erhielten die ersten ertaubten Erwachsenen, 1981 erstmals Kinder, ein Cochlea Implantat. Seitdem hat die Entwicklung dieses Systems große Fortschritte gemacht, heute bekommen jährlich ca. 25.000 Europäer ein CI. Aus der Versorgung im Ausnahmefall ist ein Standardeingriff geworden.
Seit 1995 steht das CIC Ruhr für eine ausgezeichnete Betreuung vor, während und nach der Implantation.
Durch die enge interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen ärztlichem, audiologischem, sowie therapeutischem Personal sind wir in der Lage ein präzise aufeinander abgestimmtes, individuelles, ambulantes Rehabilitationskonzept für jeden Patienten zu ermöglichen. Dabei arbeiten wir immer am Puls der Zeit und gewährleisten durch fortlaufende Forschungsarbeiten einen hohen Qualitätsstandard. Mit neuen digitalen Mikroskopen und fortschrittlicher Roboter-unterstützter
Technologie ermöglichen wir eine optimale Versorgung.
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Was ist ein Cochlea Implantat (CI)?
Ein Cochlea Implantat (CI) ist eine Hörprothese, die ertaubten Menschen ein Hörempfinden und Sprachverstehen ermöglicht.
Es ersetzt die Hörfunktion des Innenohres, indem der noch funktionsfähige Hörnerv mit elektrischen Impulsen gereizt wird.
Das CI besteht aus zwei Komponenten:
- Das eigentliche Implantat, das im Rahmen einer Operation eingesetzt wird. Dabei wird das Implantat unter der Haut fixiert und der dazugehörige Elektrodenträger in die Hörschnecke eingeführt.
- Der Soundprozessor mit Spule wird außen am Kopf getragen, hält über einen Magneten und ist jederzeit abnehmbar. Hier werden die Schallwellen von Außen, also Sprache oder Geräusche, aufgenommen. Der Sprachprozessor verarbeitet die Sprache, bestimmt ihre Bestandteile und sendet den so entstandenen elektrischen Code über die Spule an das Implantat.
Im Implantat wird der vom Sprachprozessor erstellte Code in elektrische Stromsignale umgewandelt. Über eine Kabelverbindung gelangen diese elektrischen Impulse zu dem Elektrodenträger, der in die Cochlea/Hörschnecke vorgeschoben wurde. Die Elektroden stimulieren den Hörnerven, der die Signale an das Gehirn weiterleitet. Die Signale können durch Weiterverarbeitung im Gehirn als Geräusche und Sprache interpretiert werden: es entsteht ein Höreindruck.
Die Ursachen für Hörstörungen sind vielfältig. Bei vielen Menschen liegt die Ursache einer Hörstörung im Innenohr. Die Haarsinneszellen, die für die Weiterleitung des Schalls vom Ohr an das Gehirn zuständig sind, sind bei einer Schallempfindungsschwerhörigkeit beschädigt und somit nicht mehr vollständig funktionstüchtig. Man unterscheidet dabei zwischen angeborenen und erworbenen Hörschädigungen. Angeborene Hörschädigungen können als Ursache genetische Faktoren haben, Infektionen während der Schwangerschaft oder auch Geburtskomplikationen. Später im Leben kann eine Hörstörung durch Lärm, Alter, Medikamente, Infektionen oder andere Krankheiten erworben werden. In komplexen Fällen suchen wir gemeinsam mit dem Essener Zentrum für Seltene Erkankungen (EZSE) nach den Ursachen.
Auch eine humangenetische Diagnostik ist bei angeborenen Hörstörungen wichtig und essentiell. Zusammen mit dem Institut mit Humangenetik können wir die häufigsten Syndrome und Mutationen erkennen und das Wissen in die Behandlung mit einfließen lassen. Besteht nur eine geringe Schädigung, so sind Hörgeräte oft ausreichend. Ist die Schädigung jedoch hochgradig kann ein Cochlea Implantat sinnvoll sein.
Neben der Schädigung der Haarsinneszellen kann auch die gestörte Weiterleitung des Schalls im Mittelohr der Grund für eine Hörschädigung sein. Ursache für eine sogenannte Schallleitungsschwerhörigkeit ist z.B. eine Verknöcherung der Gehörknöchelchen oder ein Cholesteatom. Je nach Anamnese wird dies zunächst operativ behandelt. In manchen Fällen ist jedoch ein implantierbares Knochenleitungshörgerät oder ein aktives Mittelohrimplantat der richtige Schritt um die Hörstörung zu behandeln.
Ein Cochlea Implantat ist für Ertaubte oder hochgradig Schwerhörige geeignet, die von einem Hörgerät keinen Nutzen mehr haben, d.h.
- Kinder mit angeborenem hochgradigem oder vollständigem Hörverlust
- Jugendliche und Erwachsene mit hochgradigem oder vollständigem Hörverlust nach Spracherwerb
- Einseitig Ertaubte
- Menschen mit Restgehör im Tieftonbereich und hochgradigem Hörverlust im Hochtonbereich
Unabdingbare Bedingungen sind:
- Trotz optimal angepasster Hörgeräte kein ausreichendes Sprachverstehen
- Intakter Hörnerv zur Weiterleitung der elektrischen Signale an das Gehirn
Bei Erwachsenen oder Jugendlichen ist ein vorheriger abgeschlossener Spracherwerb notwendig um von einem Cochlea Implantat profitieren zu können. Deshalb sollten hochgradig schwerhörig oder taub geborene Kinder so früh wie möglich, am besten innerhalb der ersten beiden Lebensjahre, mit einem Cochlea Implantat versorgt werden. Bei Kindern mit beidseitiger Hörstörung ist eine gleichzeitige Versorgung im Rahmen einer Operation sinnvoll. Sollte dies nicht möglich sein, sollte der Abstand zwischen der Versorgung der beiden Ohren möglichst kurzgehalten werden, da es sonst zu einer ungleichen Hörbahnreifung und einem ungleichen Höreindruck kommen kann. Taub geborene Kinder, die in einem höheren Lebensalter implantiert wurden, erzielen in den meisten Fällen weniger gute Ergebnisse. Bei beidseitig ertaubten oder hochgradig schwerhörenden Erwachsene werden die Ohren in der Regel nacheinander versorgt.
Auch Patienten mit einseitiger Taubheit können von einer Cochlea Implantation profitieren.
Das Hören mit zwei Ohren ermöglicht insbesondere eine Verbesserung des Richtungshörens und des Hörens in Störgeräusch, wie in der Schule, beim Einkaufen oder einem Restaurantbesuch. In manchen Fällen kann auch eine Versorgung mit einem knochenverankerten Hörgerät oder eine Hörgeräte-Cross-Versorgung sinnvoll sein. Durch unsere Voruntersuchungen können wir Sie dahingehend beraten.
Das Hören mit Hörgerät auf der einen und mit dem Cochlea Implantat auf der anderen Seite bei einem asymmetrischen Hörverlust bezeichnet man als bimodales Hören. Die Ohren funktionieren am besten als Team und das Gehirn benötigt eine gute Versorgung beider Ohren um die Richtung aus der der Schall kommt identifizieren und in lauten Umgebungen besser hören zu können. Wenn das CI und das Hörgerät gut aufeinander abgestimmt sind, kann es also zu einer deutlichen Verbesserung des beidohrigen Hörens führen. Jeder CI Hersteller hat eigene Lösungen zum bimodalen Hören entwickelt.
Advanced Bionics und Phonak gehören beide zur Sonova Gruppe und profitieren so von aufeinander abgestimmten Systemen, sowohl im Streaming, als auch in der Verarbeitung der Schallsignale.
Cochlear ermöglicht in Zusammenarbeit mit ReSound eine nahtlose Zusammenarbeit zwischen CI und kompatiblen Hörgerät zum Streaming von Musik und Telefonaten.
MED-EL passt die Verarbeitungszeit des CI an die des Hörgerätes an. Hörgeräte brauchen durch die akustische Übertragung des Schalls wesentlich länger bis das Geräusch am Hörnerven angekommen ist, so dass es zu einem zeitlichen Versatz zwischen den zwei Ohren kommen kann. Dies wird umgangen in dem das CI an die individuelle Zeitverzögerung des Hörgeräts angepasst wird.
Grundsätzlich wird so schonend wie möglich operiert, das heißt vorhandene anatomische Strukturen im Mittelohr und insbesondere in der Hörschnecke sollten möglichst in großem Umfang erhalten bleiben.
Bei vorhandenem Restgehör werden zusätzliche Maßnahmen (z.B. Wahl besonderer Elektroden, Gabe von bestimmten Medikamenten während der Operation) ergriffen, um dieses möglichst zu erhalten. Die Chancen hierbei liegen laut Weltliteratur durchschnittlich bei etwa 60%.
Zusätzlich stehen uns seit einiger Zeit intraoperative elektrophysiologische Messmethoden (sog. Elektrocochleographie) zur Verfügung, mit denen man auch während der Operation bereits Aussagen zum Erhalt des Gehörs machen kann.
Um endgültig mit Ihnen zu entscheiden, ob eine Operation für Sie bzw. Ihr Kind sinnvoll ist, sind einige Voruntersuchungen notwendig, die wir für Sie organisieren.
Diese können bis auf wenige Ausnahmen ambulant durchgeführt werden:
- ausführliche Hörtests (u.a. Hörgerätekontrollen und Hirnstammaudiometrie)
- Gleichgewichtsdiagnostik
- bildgebende Maßnahmen (Computertomographie und/oder Kernspintomographie)
- ggf. eine kinderärztliche bzw. neurologische Untersuchung
- augenärztliche Untersuchung (optional)
- gegebenenfalls in der humangenetische Beratung (bei V.a. angeborenen bzw. genetischen Hörstörungen)
Weiterhin erforderlich:
- gegebenenfalls Neuanpassung der Hörgeräte, falls noch eine Verbesserung des Höreindrucks zu erwarten ist
- Vorstellung in unserem ambulanten Rehazentrum CIC Ruhr zur Information über die an die Operation anschließende Hör- und Sprachrehabilitation bei speziell geschulten Logopäden und Hörgeschädigtenpädagogen
- Kontakterstellung zu den Betreuern in den Kindergärten und schulischen Einrichtungen in denen Ihre Kinder betreut werden. Hierbei berät uns schon seit Jahren die LVR-David–Ludwig-Bloch-Schule in Essen
Der operative Eingriff wird in Vollnarkose durchgeführt. Hierbei wird ein Hautschnitt von ca. 4 bis 5 cm Länge hinter dem Ohr angelegt. Der Warzenfortsatz wird aufgebohrt und ein Lager für das Implantat gefräst. Nachdem die untere Windung der Hörschnecke dargestellt ist, wird der Elektrodenträger des Implantates in die Windungen der Hörschnecke eingeführt und befestigt. Noch während der Operation wird gemessen ob das Implantat funktioniert und ob die Signale über den Hörnerven an das Gehirn weitergeleitet werden und auch verarbeitet werden.
Zum Verschluss der Wunde werden insbesondere bei Kindern selbst auflösende Fäden verwendet. Nach der Operation wird noch im OP eine Schichtaufnahme (DVT) von der Schnecke mit Implantat als zusätzliche Lage- und Qualitätskontrolle angefertigt.
In der Regel können Sie bzw. Ihr Kind am 4./5. Tag nach der Operation die Klinik verlassen. Nach 1 bis 4 Wochen, wenn die Wunde komplett reizlos ist, kann die Sprachprozessoranpassung erfolgen und mit der Rehabilitationstherapie (s.u.) begonnen werden. Die Mitarbeiter des Reha-Teams werden noch in der Klinik mit Ihnen Kontakt aufnehmen und den weiteren Verlauf besprechen.
Durch täglich durchgeführte Verbandswechsel und Wundkontrollen von erfahrenen ärztlichen Kollegen unserer Abteilung wird sichergestellt, dass mögliche Komplikationen, wie z.B. Wundinfektionen, rechtzeitig erkannt und behandelt werden können. Bei Operationen von Kleinkindern und Kindern ist eine zusätzliche Unterbringung eines Elternteils im selben Zimmer möglich. Dieses wird selbstverständlich vor Operation mit Ihnen besprochen.
Eine Entfernung von Nahtmaterial insbesondere bei Kindern ist nach der Operation nicht notwendig, da wir selbst auflösende Nähte benutzen. Eine postoperative Kontrolle durch uns wird nach 3, 6, 12 Monaten in Absprache mit unserer Reha – Einrichtung und anschließend jährlich in der ambulanten CI-Sprechstunde erfolgen.
Die post-operative Reha bei Erwachsenen konzentriert sich – neben der technischen Anpassung- auf differenziertes Hörtraining und Lösungen für die alltäglichen Hörsituationen: Handhabung des Sprachprozessors, Nutzung verschiedener Hörprogramme und des Zubehörs.
Das Hörtraining wird abgestimmt auf die individuellen Bedürfnisse des Patienten und seine Fortschritte in der Rehabilitation.
Es werden Übungen zur Unterscheidung und Erkennung von Wörtern und Sätzen durchgeführt: anfangs in Ruhe, später mit Störschall. Je nach Sprachverständnis kommen auch Telefontraining und Übungen am PC und Handy (App) dazu.
Auch die Reha der Erwachsenen erfolgt bei uns ambulant.
Die Reha von bilateral versorgten CI-Patienten bedarf besonderen Fingerspitzengefühls und wurde in den vergangenen Jahren bei uns sehr erfolgreich durchgeführt.
Unser Konzept zielt darauf hin, das Alltagsgeschehen und Situationen im Störschall mit beiden Geräten bewältigen zu lernen (Schule, Beruf, Straßenverkehr), sowohl bei Erwachsenen als auch bei Kindern und Jugendlichen.
Dieses Vorgehen hat sich sehr bewährt. So lernen beide CIs beim Richtungshören und Verstehen in Störschall zusammenzuarbeiten. Zudem wird das „neue“ CI allmählich konkurrenzfähig mit dem „alten“; Frust wird vermieden.
Durch das mehrsprachige (u.a. türkisch, arabisch, englisch, deutsch) interdisziplinäre Team hoch motivierter und engagierter Mitarbeiter können wir unseren CI-Trägern eine effektive Rehabilitation ermöglichen.
Das wird auch durch die Zertifizierung des CIC Ruhr bestätigt (ISO 13485).
Wir nehmen neue Ideen auf, gehen „mit dem Zahn der Zeit“ und sind stets bemüht, individuelle und optimale Lösungen für unsere Patienten zu finden.
Drei bis vier Wochen nach der OP bereiten wir in unserem Cochlea Implant Rehabilitationszentrum in Essen – Steele den Patienten und die Angehörigen auf die Erstanpassung vor: Zubehör und die einzelnen Teile des CI-Systems werden ausführlich erklärt, für Fragen ist ausreichend Zeit.
Ca. vier Wochen nach der OP erfolgt dann die Erstanpassung. Als Grundlage für die ersten Hörprogramme dienen die Messungen, die bereits im OP durchgeführt wurden.
So ist auch bei kleinen Kindern oder mehrfach behinderten Patienten eine optimale Anpassung möglich.
Um ausreichend Zeit für die Messungen und Fragen zu haben, planen wir 2 Stunden dafür ein.
In den folgenden Wochen und Monaten führen wir eine Reihe von Folgeanpassungen durch, in denen die „Lautstärke“ angehoben wird und verschiedene Systemeinstellungen optimiert werden.
Zur Kontrolle werden regelmäßig Hörtests durchgeführt. So kann die Anpassung optimal auf die therapeutisch-pädagogische Rehabilitation (im Folgenden kurz „Reha“ genannt) abgestimmt werden.
Parallel zu den technischen Anpassungen erfolgt die Hör-Sprach-Therapie, die sich über 2-3 Jahre hinzieht und in der Regel 1 x wöchentlich 1 Stunde stattfindet.
Ein gehörlos geborenes Kind muss das Hören und die Sprache erst erlernen.
Eine Grundlage dafür ist die bestmögliche Hörfähigkeit, die durch die oben beschriebene Anpassung gewährleistet wird.
Techniker, Therapeuten und Pädagogen müssen ihre Arbeit fein aufeinander abstimmen, damit möglichst gute Ergebnisse erzielt werden können.
Um die Familien so wenig wie möglich zu belasten, führen wir die Reha ambulant durch: d.h. in der Regel findet wöchentlich eine Therapiesitzung statt.
Hierbei wird immer erst das Gerät überprüft, dann erfolgt die Hör-Sprach-Therapie.
Diese ist auf das Hören und Verstehen lernen ausgerichtet und wird mit altersentsprechenden Materialien durchgeführt.
Den jeweils individuellen Bedürfnissen wird hierbei Rechnung getragen. Eltern und Kontaktpersonen werden in hörförderndem Verhalten angeleitet und unterstützt.
Auch der Kontakt zur betreuenden pädagogischen Einrichtung und zu externen Therapeuten wird zum Wohl der kleinen Patienten gepflegt.
Informationen über aktuelle Veranstaltungen finden Sie hier
Weitere Informationen
Das Cochlear Implant Centrum (CIC) Ruhr ist als CI-versorgende Einrichtung (CIVE) von der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie zertifiziert. Wir betreiben kontinuierliches und beständiges Qualitätsmanagement, um die besten Ergebnisse und sichersten Abläufe in der Versorgung sicher stellen zu können. Unsere Qualitätsberichte finden Sie hier:
Qualitätsbericht 2020
Qualitätsbericht 2021
Zertifikat CI versorgende Einrichtung
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